Trees Connect Tourtagebuch, 05.06.2016

 Etappe 9: Den Haag – Brügge (163 km)

Die Etappe war abwechslungsreich und unverwechselbar, aber wer einmal gegen Nordseewind anradeln muss, weiß, warum er im Inland wohnt. Größtenteils hatte wir den Wind aber eher im Rücken und konnten uns fast wie die allgegenwärtigen Kite-Surfer treiben lassen. Wir radelten zunächst über das Festland zum neuen Rotterdamer Hafen, ein echtes Highlight dieser Tour. Interessanterweise gings mit dem Rad unter dem Hafen in einem eigens vorhandenen Fahrradtunnel hindurch – nicht das einzige interessante technische Detail dieser Etappe.

Von Rotterdam ging es weiter durch die Dünenlandschaften Zeelands, die Route verlief entlang der Küste. Natürlich lagen auch auf dieser Etappe tolle historische kleine Örtchen, dennoch waren es die Naturerlebnisse, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Unglaublich eigentlich, dass wir noch vor wenigen Tagen mitten in den Bergen des Harz standen und nun mit Aussicht auf den Atlantik fahren. Nicht unerwähnt sollen auch die Sturmwehre und die Düne der Deltawerke sein. Diese wurden nach der Flutkatastrophe des Jahres 1953 erbaut, um Zeeland gegen das Meer zu schützen. Gleichzeitig wird hier zusätzlich zu zahlreichen Offshore-Windrädern mit der Kraft der Gezeiten Strom erzeugt. Ein gigantisches technisches Bauwerk, als größtes Sturmflutwehr der Welt ist diese einzigartige Konstruktion auf jeden Fall einen Besuch wert! Das dann noch mit dem Rad zu erkunden, ist schon ein echtes Erlebnis.

Auf der anschließenden Fährfahrt konnte man endlich mal die Beine hochlegen und genießen. Die 16 Kilometer lange Kanalpassage entlang der Damse Vaart zwischen der niederländischen Grenze bei Sluis, dem historischen Damme und schließlich Brügge kann sicherlich als Filetstück des Europaradweges bezeichnet werden.

Höhepunkt des Weges durch Belgien ist zweifelsohne Brügge mit seinem historischen Stadtkern, die Hauptstadt Westflanderns und das „Venedig des Nordens“. Die Altstadt von Brügge ist seit dem Jahr 2000 von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt. Diesen Ehrentitel verdankt der historische Stadtkern der Tatsache, dass die Anlage der Häuser- und Straßenfluchten genau dem typischen Stadtaufbau im Mittelalter entspricht. Brügge ist eine Stadt, die jeden Besucher unmittelbar packt, mittelalterlich mysteriös, überschwänglich burgundisch und bereits seit Jahrhunderten eine Weltstadt. Es kann sie jedem von euch nur empfehlen!

Alles in allem ging es heute zügig voran, von weiteren Unfällen sind wir glücklicherweise verschont geblieben. Zum Feierabend gibt’s wieder ein eiskalte Dusche, das hat sich als echter Geheimtipp gegen Muskelkater bewährt. Allmählich schwindet die verbleibende Strecke und wir werden schon etwas wehmütig, dass das Ende der Fahrt naht. Aber zwei Tage verbleiben uns und wir werden diese nutzen, um der Idee von trees connect gerecht zu werden!

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